Weshalb sind moderne Brettspiele so klasse?
Typische Kriterien
Ein modernes Brettspiel muss ein paar Kriterien erfüllen. Eine umfassende Liste würde den Rahmen dieser Seite sprengen. Aber ein paar Kriterien nennen wir hier:
- Niemand kann vorzeitig ausscheiden. Alle Spieler haben bis kurz vor dem Ende die Chance noch gewinnen zu können.
- Das Spiel muss eine angemessene Zeitdauer haben. Familienspiele dauern üblicherweise ca. 45 Minuten.
- Moderne Spiele basieren auf interessanten Mechanismen, die die Spieler an ihre Stühle fesseln. Die Spieler müssen schwierige Entscheidungen treffen, um zu gewinnen.
- Moderne Spiele spielen sich flüssig, es gibt kaum Wartezeiten. Um Langeweile zu vermeiden, spielen die Spieler manchmal alle gleichzeitig. Und bei zugbasierten Spielen sorgen die Autoren (Erfinder) dafür, dass das Spiel auch dann interessant ist, wenn man nicht am Zug ist.
- Moderne Spiele profitieren von sehr guter Arbeit der Illustratoren und Grafiker, die das Thema optisch hervorragend untermalen.
Wie man sieht, erfüllt ein Klassiker wie Monopoly kaum diese Kriterien. Nach heutigen Standards würde Monopoly vermutlich niemals veröffentlicht werden.
Spieleautoren und Verlage
Moderne Brettspiele werden von Spieleautoren erfunden. Einige von ihnen arbeiten sogar hauptberuflich als Autoren, zum Beispiel Reiner Knizia, Bruno Cathala, Michael Schacht.
Ein Spiel zu erfinden und entwickeln ist nicht einfach: Die Autoren müssen die Kriterien aus dem vorigen Kapitel erfüllen.
Die anfängliche Idee eines Spiels kann ein Thema sein, zum Beispiel ein Spiel auf der Titanic. Es kann aber auch ein bestimmter Mechanismus sein. So oder so, in einem guten Spiel verschmelzen Thema und Mechanik miteinander, so dass die Spiele viel Spaß und ein schönes Erlebnis haben.
Wenn Spieleautoren ein Spiel erfunden haben, müssen sie es testen. Diese Phase ist besonders wichtig, denn es ist die einzige Möglichkeit festzustellen, ob die geplanten Ideen/Gefühle/Regeln auch in der Praxis funktionieren. Meist klappt nicht alles auf Anhieb, sondern erst nach sehr vielen Tests und Veränderungen an den Regeln.
Ist dann der Prototyp eines Spiels endlich gut genug, schauen ihn sich Spieleverlage an. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Spiele, die Verlagen gezeigt werden, wird später wirklich veröffentlicht. Das ist die erste wichtige Arbeit der Verlegers: Die Auswahl guter Spiele.
Sobald ein Spiel von einem Verlag akzeptiert wurde, beginnt ein weiterer Prozess von längerer Dauer: Weitere Tests, um auch die kleinsten Macken zu finden und zu verbessern, die Auswahl der Spielmaterialien innerhalb des Budgets, das Finden eines Themas (falls das Spiel noch kein Thema hat), die Illustration des Spiels und schließlich die Produktion und die Auslieferung an die Märkte.
Alles in allem dauert die gesamte Entwicklung eines Spiels längere Zeit, meist 2-3 Jahre.
Manche behaupten, Spiele zu erfinden sei eine Kunst. Es ist auf jeden Fall ein sehr kreativer Prozess.